Peters Lehrstunde!?!
von z0ng
7:30 Uhr – der Wecker klingelt wie immer viel zu früh – 15 Minuten weiterschlafen – Langsam aufstehen – Jetzt ist es schon kurz vor 8. Wie soll ich das nur schaffen, wäre ich doch 10 Minuten eher aufgestanden – Fertig machen zum Abflug für Englisch um 8:30 Uhr – 8:20 Uhr ins Auto setzen und losfahren – Im Auto bleibt es kalt, bis ich an der Uni angekommen bin, plötzlich fängt die Auto-Heizung an zu wirken, wie immer 5 Minuten zu spät – Ebenso zu spät im Unterricht, zum Glück nur ein paar Minuten – 8:35 Uhr – ich sitze in Englisch – endlich!
Der Tag verlief bis dahin ganz normal und ich „freute“ mich auf einen Uni-Tag bis 20 Uhr Abends. Innerhalb weniger Sekunden wurde aus diesem Tag ein unvergesslicher. Nein, wir schrieben keine Stegreifaufgabe!
Was war passiert?
Als ich mich neben Felix hockte, der mir netterweise einen Platz neben sich reserviert hatte und wir dem Englisch-Unterricht folgten, fiel uns auf, dass Peter (Name geändert) eifrig versucht, jede, aber auch wirklich absolut jede Frage zu beantworten. Er wurde kein einziges mal aufgerufen, schaffte es aber immer seine Antwort vor die Person zu setzen, die eigentlich dran war. „Da hat wohl einer sehr gut gelernt“, waren wir uns einig und dachten uns nichts weiter dabei.
Fünf Minuten später stellte ein Kommilitone zum Thema Demand & Supply den Backshift eines Demand-Graphen vor. Leider etwas karg und nicht so ganz richtig. Mal wieder ohne aufgerufen worden zu sein, steht Peter auf und geht vor den Tageslichtprojektor. Er fummelt kurz an ihm herum und versucht ihn scharf zu stellen. War doch eigentlich scharf genug, dachte ich mir ohne zu ahnen was er vorhat. Zuerst stellt er sich bewusst vor den Kommilitonen und macht ihm deutlich er solle ihn mal ran lassen. Als zweite Aktion griff er sich den Folien-Stift des Kommilitonen. Schon jetzt ahnten die anderen Kursteilnehmer schlimmes und einige verzogen so langsam ihr Gesicht. Peter begann seine Aktion, er wollte augenscheinlich innerhalb weniger Minuten sein komplettes Wissen über Wirtschaftsenglisch preisgeben. Leider argumentierte er dadurch viel zu schnell und wechselte das Theme in jedem Satz. Zusammenhänge waren nicht erkennbar.
Eine Rede alleine reichte natürlich nicht aus, alles musste selbstverständlich auf der Folie gut sichtbar rübergebracht werden. Hier machte er leider die gleichen Fehler. Er war zu schnell, es war unübersichtlich, es wurde geschmiert, und es war selbstverständlich auch falsch ;P . Mit seinen Händen schaffte er es Aufmerksamkeit zu erregen, welche er bereits ohnehin schon von jedem hatte, und seine falschen Aussagen zu verdeutlichen. Die Folie auf die er schrieb war leider erst nach Abschluss seiner Reder ersichtlich. Zuvor verdeckte sein Kopf, welcher ständig in den Tageslichtprojektor blickte, das kreative Kunstwerk. Der Kopf schwenkte ständig von links nach rechts, so dass man ab und zu erahnen konnte, dass sich hinter diesem Schatten, der die ganze Folie verdeckte, etwas verbarg. Der Kurs war ausser Rand und Band. Keiner konnte sich das Lachen verkneifen und jeder starrte sich verdutzt an. Niemand traute sich, Peter zu unterbrechen während seiner Rede, auf die er sich wahrscheinlich eine Woche lang vorbereitet hatte.
Es gab da jedoch noch unsere Dozentin, die leider ein paar Sachen richtig stellen musste, beziehungsweise seine komplette Rede noch einmal berichtigte. Sie war so verdutzt, dass sie nicht so Recht wusste was sie sagen sollte.Erst mal versuchte sie Peter wieder auf seinen Platz zu bekommen, bedankte sich freundlich bei ihm und machte eine kleine Anmerkung, dass der Sachverhalt nicht so ganz richtig sei. Sie hatte aus reinen Vorsichtsgründen einen Sicherheitsabstand von etwa zwei Meter eingenommen. Diese Behauptung konnte Peter natürlich nicht auf sich beruhen lassen. Er explodierte förmlich und versuchte die Lage richtig zu stellen. Natürlich noch schneller und noch konfuser als bei seiner ersten Rede. Da er merkte, dass die Dozentin aufstand um ihn von dem Tageslichtprojektor zu holen, verschärfte er sein Tempo weiter. Aus Zeitnotgründen musste er auf seine schöne Folienpräsentation verzichten. Dafür zeichnete er mit seinen Händen Wirbel und Schleifen in die Luft, mit denen er wahrscheinlich die Sätze erklärte, die man nicht mehr verstehen konnte, da sie einfach zu schnell ausgesprochen wurden. Als er dann nach Luft ringen musste konnte ihn die Dozentin glücklicherweise zur Ruhe bringen und wieder auf seinen Platz chauffieren. Peter strahlte noch immer vor Selbstbewusstsein mit der Meinung, sein Gedanke sei richtig gewesen.
Unterricht war danach nicht mehr möglich. Die Dozentin, sowie die Studis konnten sich danach nicht mehr wirklich konzentrieren. Peter wurde bewusst ignoriert und bei jeder seiner Ansätze ins Geschehen einzugreifen auch sofort unterbunden. Denn ab jetzt wusste jeder, wenn er erstmal angefangen hatte, dann war es unmöglich die Maschine zu stoppen.
So etwas habe ich zuvor noch nicht erlebt! Felix und ich hatten uns während Peters Vortrag sowas von totgelacht. Jeder Versuch, sich das Lachen zu verkneifen war leider zwecklos. Die Geschichte ist natürlich etwas übertrieben: an und für sich ist Peter ein ganz netter Mensch, er ist leider nur zur falschen Zeit am falschen Ort so richtig „explodiert“, indem er versucht hat sein ganzes Wissen zu diesem Thema komprimiert preiszugeben. Leider war es nicht richtig, leider verstand ihn keiner, leider konnte keiner was sehen und leider hatte ihn keiner danach gefragt. :/
Johannes Nießen schrieb am 13. Dezember 2006 um 23:17:
oh man ich wäre ja gerne dabei gewesen!
Felix Middendorf schrieb am 14. Dezember 2006 um 02:17:
Glaubt es mir oder glaubt es nicht,
dies ist ein Tatsachenbericht!
Daniel schrieb am 14. Dezember 2006 um 19:50:
einfach göttlich!
Thomas schrieb am 15. Dezember 2006 um 15:33:
Schade, dass ich im anderen Englisch-Kurs bin. Bei uns haben wir zwar auch vorlaute BWLer drin, die versuchen aber wenigstens nicht mit dem Dozenten zu streiten!